Die Arbeiten von Katrin Hornek beschäftigen sich spielerisch mit den seltsamen Paradoxien und Konvergenzen des Lebens im Zeitalter des Anthropozäns, jener neuen geologischen Epoche, in der sich die Auswirkungen des Kapitalismus, des Kolonialismus und der Ausbeutung in die Stofflichkeit der Erde einschreiben. Sowohl ihre künstlerische als auch ihre kuratorische Praxis fordern ein Verständnis der Verflechtung von Natur und Kultur, die implizit für komplexere Formulierungen argumentiert - in der Art und Weise wie unsere Körper, Kulturen, Materialien und Gedanken alle wechselseitig aus den anderen Kreaturen und Gesteinen und Luft und Wasser zusammengesetzt sind, die unsere Welt ausmachen. Hornek beleuchtet diese, oftmals unangenehmen Gegenüberstellungen zwischen den Dingen und die Art und Weise, wie wir von zeitgenössischer Politik und Materialität konstituiert und beherrscht sind.
Aus Welt zu bestehen, ist nicht unbedingt einfach, wie die Körpersteine ihrer Serie LÍTHOS (und besonders der Gedanke an ihren Weggang) demonstrieren. Oder den Versuch anzustellen, die Überreste seit langem toter Organismen - die zu Öl und jetzt zu Plastik umgewandelt werden - in einer Séance zu ermutigen, mit uns im Hier und Jetzt in Kontakt zu treten. Was können wir von diesen toten Stimmen lernen? Und was können sie uns erzählen?
Als künstlerische Strategie folgt Hornek Geschichten und Spuren der materiellen Welt, indem sie Stränge von unterschiedlichen Diskursen (beispielsweise von Plastik) oder Transformationen ihrer Umwelt nachzeichnet. Sie erforscht dieses Beziehungsgefüge auch in ihrer Aufzeichnung des sich wandelnden Flusssystems des Coloradorivers, das den Wasserlauf als kolonial- und nationalbildenes Projekt, als »All-American« Wasserstraße enttarnt. IF ARCHITECTURE COULD TALK zeigt in schöner und beunruhigender Weise, wie die Jurte als kulturelle Domäne der Mongolei, in einer oft unkritischen Aneignung dieser vormals nomadischen Architekturform, von Menschen in Österreich Verwendung findet. Bezeichnenderweise endet der Dokumentarfilm mit dem Statement eines Mongolen, der feststellt, dass "Dinge dorthin gehen, wo der freie Markt herrscht".
Eingebettet in die zahllosen und proliferierenden Netzwerke von Nicht-Menschlichem und deren (An)Forderungen, verweist Hornek kunstvoll und mit kritischem Blick auf die vielen Widersprüche und Misserfolge unserer Konzeptualisierungen und Verortungen in der Welt. In einer durchgängigen Beschäftigung mit diesen – manchmal komplizierten Realitäten, versucht die Künstlerin die Betrachter_innen einzubinden und uns wieder ins Nachdenken zu versetzen, während wir Naivität und politische Depression bekämpfen.
Text: Heather Davis
STUDIO
Wattgasse 56-60/4/3
1170 Wien
mail@katrinhornek.net
Die Arbeiten von Katrin Hornek beschäftigen sich spielerisch mit den seltsamen Paradoxien und Konvergenzen des Lebens im Zeitalter des Anthropozäns, jener neuen geologischen Epoche, in der sich die Auswirkungen des Kapitalismus, des Kolonialismus und der Ausbeutung in die Stofflichkeit der Erde einschreiben. Sowohl ihre künstlerische als auch ihre kuratorische Praxis fordern ein Verständnis der Verflechtung von Natur und Kultur, die implizit für komplexere Formulierungen argumentiert - in der Art und Weise wie unsere Körper, Kulturen, Materialien und Gedanken alle wechselseitig aus den anderen Kreaturen und Gesteinen und Luft und Wasser zusammengesetzt sind, die unsere Welt ausmachen. Hornek beleuchtet diese, oftmals unangenehmen Gegenüberstellungen zwischen den Dingen und die Art und Weise, wie wir von zeitgenössischer Politik und Materialität konstituiert und beherrscht sind.
Aus Welt zu bestehen, ist nicht unbedingt einfach, wie die Körpersteine ihrer Serie LÍTHOS (und besonders der Gedanke an ihren Weggang) demonstrieren. Oder den Versuch anzustellen, die Überreste seit langem toter Organismen - die zu Öl und jetzt zu Plastik umgewandelt werden - in einer Séance zu ermutigen, mit uns im Hier und Jetzt in Kontakt zu treten. Was können wir von diesen toten Stimmen lernen? Und was können sie uns erzählen?
Als künstlerische Strategie folgt Hornek Geschichten und Spuren der materiellen Welt, indem sie Stränge von unterschiedlichen Diskursen (beispielsweise von Plastik) oder Transformationen ihrer Umwelt nachzeichnet. Sie erforscht dieses Beziehungsgefüge auch in ihrer Aufzeichnung des sich wandelnden Flusssystems des Coloradorivers, das den Wasserlauf als kolonial- und nationalbildenes Projekt, als »All-American« Wasserstraße enttarnt. IF ARCHITECTURE COULD TALK zeigt in schöner und beunruhigender Weise, wie die Jurte als kulturelle Domäne der Mongolei, in einer oft unkritischen Aneignung dieser vormals nomadischen Architekturform, von Menschen in Österreich Verwendung findet. Bezeichnenderweise endet der Dokumentarfilm mit dem Statement eines Mongolen, der feststellt, dass "Dinge dorthin gehen, wo der freie Markt herrscht".
Eingebettet in die zahllosen und proliferierenden Netzwerke von Nicht-Menschlichem und deren (An)Forderungen, verweist Hornek kunstvoll und mit kritischem Blick auf die vielen Widersprüche und Misserfolge unserer Konzeptualisierungen und Verortungen in der Welt. In einer durchgängigen Beschäftigung mit diesen – manchmal komplizierten Realitäten, versucht die Künstlerin die Betrachter_innen einzubinden und uns wieder ins Nachdenken zu versetzen, während wir Naivität und politische Depression bekämpfen.
Text: Heather Davis
DESIGN: dontcry.work
CODE: reisenbauer & balcinovic - diagnosticdigitalism.net
all content and work © Katrin Hornek, 2022
translations: Brían Hanrahan, Katrin Hornek